Schamfrei über die Periode sprechen – auch 2025 noch wichtig.

Trotz Aufklärung, Social-Media-Kampagnen und Menstruationsprodukten in allen Formen und Farben bleibt ein Thema erstaunlich leise: die Periode. Auch im Jahr 2025 sprechen viele Menschen lieber über Ernährungstrends oder Kryptowährungen als über etwas, das etwa die Hälfte der Weltbevölkerung regelmäßig betrifft. Warum ist das so – und warum ist genau jetzt der richtige Moment, um das zu ändern?

Ein ganz normaler Vorgang – und doch ein Tabu

Die Menstruation ist ein natürlicher, zyklischer Vorgang, der oft schon im Teenageralter beginnt und über Jahrzehnte hinweg das Leben von Frauen und menstruierenden Menschen begleitet. Trotzdem ist sie bis heute mit Mythen, Halbwissen und vor allem Scham behaftet.

Viele von uns kennen es: Die Tamponpackung wird in der Einkaufstüte unter der Chipsverpackung versteckt, Binden wandern unauffällig vom Rucksack in die Jackentasche, und bei Unterleibsschmerzen sagen wir lieber „Ich bin heute nicht so fit“ als offen: „Ich habe meine Tage.“ Dieses Verhalten ist nicht angeboren – es ist gesellschaftlich geprägt.

Warum wir 2025 immer noch (oder gerade jetzt) darüber reden müssen

Auch wenn sich vieles verändert hat – Perioden sind sichtbarer geworden, es gibt mehr Produkte, mehr Aufklärung und mehr Aktivismus – ist das Thema noch lange nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Ein paar Beispiele aus der Realität:

  • In Schulen fehlen oft ausreichend Hygieneartikel oder Rückzugsräume, was dazu führt, dass Mädchen dem Unterricht fernbleiben oder sich unwohl fühlen.

  • Am Arbeitsplatz werden zyklusbedingte Beschwerden häufig nicht ernst genommen – weil darüber nicht gesprochen wird oder weil es als „schwierig“ gilt.

  • In der Werbung hat sich zwar etwas getan, aber noch immer wird das Bild einer sauberen, diskreten, fast unsichtbaren Periode verkauft.

  • In Gesprächen mit Männern wird das Thema oft gemieden – aus Angst vor Unverständnis, Ekel oder kindischen Reaktionen.

Diese Zurückhaltung hat echte Konsequenzen: für die psychische Gesundheit, die medizinische Versorgung und die gesellschaftliche Gleichberechtigung.

Wie Sprache Scham abbauen kann

Die Art, wie wir über Menstruation reden, prägt unsere Haltung dazu. Begriffe wie „die Tage“, „Erdbeerwoche“ oder „Monatsbesuch“ klingen harmlos – vermitteln aber unterschwellig, dass man den eigentlichen Begriff lieber nicht ausspricht.

Doch: Was benannt wird, verliert seinen Schrecken.

Wenn wir anfangen, in Alltagssituationen ganz selbstverständlich „Ich habe meine Periode“ zu sagen, setzen wir ein Zeichen – für uns selbst und für andere. Es macht einen Unterschied, ob junge Mädchen ihre erste Regel als schambehaftetes Ereignis erleben oder als das, was es ist: ein ganz normaler Teil ihres Körpers.

Ein neues Körperbewusstsein fördern

Die Periode ist kein Hindernis. Im Gegenteil: Sie ist Ausdruck eines funktionierenden, kraftvollen Körpers. Viele Frauen berichten sogar, dass sie – durch Zyklustracking, bewusste Ernährung oder zyklische Selbstfürsorge – ein neues Körperbewusstsein entwickeln konnten. Aber auch das beginnt mit dem offenen Gespräch.

Sätze wie:

  • „Ich brauche heute mehr Ruhe – ich bin in meiner Lutealphase.“

  • „Ich nehme mir einen Tag Auszeit, weil meine Menstruation begonnen hat.“

  • „Ich arbeite heute langsamer, weil mein Körper gerade viel leistet.“

… sind keine Ausreden, sondern Selbstfürsorge in Worten.

Was jede*r tun kann

Du musst kein Aktivist sein, um etwas zu verändern. Kleine, ehrliche Schritte im Alltag machen einen großen Unterschied:

  • Sprich offen mit Freund:innen, Partner:innen, Kindern – auch den männlichen – über die Periode.

  • Nutze echte Worte. Je natürlicher wir Begriffe wie „Blut“, „Zyklus“ oder „Periode“ verwenden, desto mehr Normalität entsteht.

  • Hinterfrage alte Glaubenssätze. Muss man sich wirklich „zusammenreißen“? Ist es wirklich peinlich, im Meeting eine Wärmflasche dabeizuhaben?

  • Zeige Präsenz. Folge Accounts, lies Bücher oder unterstütze Initiativen, die sich für Menstruationsgerechtigkeit einsetzen.

Fazit: Normalisierung ist ein Prozess – und jeder Beitrag zählt

Auch 2025 ist es noch wichtig – und längst überfällig –, dass wir schamfrei über die Periode sprechen. Nicht nur für mehr Gerechtigkeit und Aufklärung, sondern auch, um ein neues, kraftvolles Körperbewusstsein zu fördern. Wenn die nächste Generation Mädchen und menstruierender Menschen mit Stolz und Wissen auf ihren Zyklus blickt, haben wir gemeinsam etwas bewegt.

Und das beginnt nicht morgen. Es beginnt heute.

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